Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den ersten Teil von Alan Wake nie gespielt habe. Ich bin also ohne großes Vorwissen in „Alan Wake 2“ eingetaucht – und was für ein Tauchgang das war! Das Spiel ist ein immersiver Psychothriller, der jede Minute fesselt, auch ohne die Hintergrundgeschichte des ersten Teils zu kennen.
Die Gegenüberstellung der beiden Charaktere – Alan Wake, gefangen in einer Welt aus Schatten und Dunkelheit, und Saga Anderson, die FBI-Agentin in der Realität – schafft ein einzigartiges Spannungsfeld. Die wirklich sehr dunkle Atmosphäre in Alans Welt wirkt beinahe erdrückend, und irgendwie empfand ich doch immer eine gewisse Erleichterung, wenn ich wieder in die Rolle von Saga schlüpfen konnte und es mal etwas weniger düster war.
Die Grafik ist ein Augenschmaus
Grafisch ist das spiel einfach umwerfend! Direkt von Beginn an war ich von der Grafik des Spiels extrem beeindruckt. Wie gut sehen z.B. bitte die Reflexionen auf der FBI-Jacke von Saga aus? Und manchmal war ich mir auf den ersten Blick nicht sicher ob ich grad eine gerenderte Szene sehe, oder ob es doch eine Szene mit Schauspielern ist.
Dafür sind aber die Systemvorraussetzungen des Spiels schon wirklich knackig. Mit annähernd Ultra-Settings hätte ich mir auf meiner RTX 3080 vermutlich ein Spiegelei braten können – aber es lohnt sich! Diese, vor allem durch die hervorragende Optik, düstere Atmosphäre zieht einen einfach in seinen Bann.
Es ist irgendwie mehr als „nur ein Spiel“: Es ist ein atemberaubend inszenierter Psychothriller!
Alan Wake 2 lässt wahrlich das Herz eines jeden Horror-/Psychothriller-Fans höher schlagen. Nicht nur dank der hin und wieder auftauchenden Jumpscares.
Mein Tipp um perfekt in die Atmosphäre eintauchen zu können: Spielt das Spiel Abends im dunklen Zimmer und schaltet alles Licht, was sich irgendwie vermeiden, lässt aus.
Zwischenszenen und ein alter Bekannter
Wie bereits erwähnt gibt es einige Zwischenszenen mit echten Schauspielern. Diese geben dem Spiel meiner Meinung nach nochmal zusätzliche Tiefe.
Als ich das erste mal den gerenderten Charakter Alex Casey sah kam mir dieser irgendwie schon verdächtig vertraut vor, obwohl ich wie zu Anfang gesagt noch nie einen Berührungspunkt mit der Alan Wake-Reihe hatte. In der ersten Video-Szene mit Alex Casey fiel der groschen dann aber: „Das ist doch Max Payne!“ Hätte ich mich vorher doch mal etwas mehr mit dem Spiel auseinandergesetzt. Sam Lake hat wie schon damals in Max Payne einem Charakter im Spiel sein Gesicht geliehen.
Fesselnde Story
Die Story ist wirklich spannend! Oft ist im ersten Moment gar nicht klar was da im Spiel genau passiert. Also ob z.B. Alan es jetzt endlich aus dem Dunkel herausgeschafft hat oder nicht. Die Emotionen der Charaktere, wie sie verzweifelt versuchen, das was das Dunkel bzw. Mr. Scratch an der Realität verändert hat, wieder geradezubiegen. Oder zumindest das was sie für die Realität halten.
Zusammen mit der grandiosen Grafik und der düsteren Grundstimmung des Spiels gibt die oft nicht vorhersehbare Story ein richtig dickes Brett an Spiel. Für mich definitiv das Spiel des Jahres.
Es ist ein Spiel, das man nicht eilig durchspielen sollte, sondern in dem man sich Zeit nimmt, um jede Wendung und jede fein ausgearbeitete Szene auf sich wirken zu lassen.
Und Achievement-Hunter sollten unbedingt von Anfang an versuchen alle Geheimnisse zu finden. Denn hat man die Story einmal abgeschlossen gibt es keine Möglichkeit mehr den aktuellen Spielstand zu komplettieren. Hat man z.B. nicht alle Casey-Lunchboxen, Kult-Verstecke, Manuskript-Seiten – oder was es sonst noch so zu entdecken gibt – gefunden, bleibt da aktuell nur ein komplett neuer Spielstand. Zumindest aber New Game+ Modus mit einem zusätzlichen Schwierigkeitsgrad soll aber bald folgen.
Ende offen…
Das Ende lässt leider sehr viele Fragen noch ungeklärt und endet irgendwie mit einem riesigen Cliffhanger. Das lässt natürlich auf einen dritten Teil hoffen oder vielleicht werden noch ein paar Fragen in einem der beiden bereits angekündigten DLCs („Night Springs“ und „The Lakehouse“) beantwortet. Ich hätte mir hier vielleicht zumindest gewünscht, dass das Telefonat in der Schluss-Sequenz angenommen wird, sodass man nicht komplett im Dunkeln gelassen wird.
Aber irgendwie passt das ja. Saga und Alan haben (vielleicht) ihren Kampf gegen das Dunkel überstanden, dafür steckt der Spieler jetzt darin? Höhö :D!
Mein Highlight in Alan Wake 2
Ohne zu viel Spoilern zu wollen: Mein persönliches Highlight des Spiels war Alans Musical-Szene mit Mr. Door und den Old Gods of Asgard. Man könnte fast schon sagen dieser Abschnitt des Spiels ist ein Geniestreich. Dieser hat mich so begeistert hat, dass ich ihn danach noch mehrmals auf YouTube nachgeschaut habe. Solche überraschenden Elemente sind es, die „Alan Wake 2“ zu einem Meisterwerk machen.
Spielerisch ist dieser Abschnitt zwar nicht wirklich ein Herausforderung, aber es hat trotzdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Obwohl in diesem Abschnitt mehr oder weniger alles von hellen Leinwänden beleuchtet wird, bleibt das düstere Feeling weiterhin erhalten.
Alan Wake 2 – unbedingt spielen!
Dieses Spiel empfehle ich jedem, der sich für düstere Horror-/Psychothriller begeistern kann. Es spielt sich wie ein hochwertiger interaktiver Film und bietet sicher auch jemandem fernab der Gamer-Bubble ein beeindruckendes Erlebnis. Es ist ein Spiel, das man nicht eilig durchspielen sollte, sondern in dem man sich Zeit nehmen muss, um jede Wendung und jede fein ausgearbeitete Szene auf sich wirken zu lassen.
Das Upgrade auf die Deluxe-Version habe ich mir auf jeden Fall schon gesichert um die beiden DLCs spielen zu können. Die Grund-Version des Spiel ist für knappe 50€ im Epic Store zu haben.
Abschließend bleibt noch zu sagen: Hätte ich hier irgendwie ein sinnvolles Bewertungssystem, würde Alan Wake 2 von mir 11/10 Panda-Tatzen (oder so) bekommen.